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The A-Paper Teil 4

28 Okt 2021 —
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Als führendes Papierunternehmen in Europa und der Welt außerhalb der USA vertreibt Antalis eine Vielzahl branchenführender, weltweit erhältlicher Papiere, die wir kennen und lieben, wie Olin, Conqueror®, Curious Collection und Cocoon®. Mit Antalis Creative Power, der Initiative für kreative Papiere, sucht das Unternehmen weit und breit nach den Zutaten für eine denkwürdige Kreation. Es veröffentlicht eine Reihe von detaillierten Artikeln zu Themen, die von der „Wissenschaft der Kreativität“ bis zur Design-Ikone Dieter Rams reichen. In Fortsetzung der Partnerschaft von The Brand Identity mit Antalis Creative Power untersucht das A Paper die oft vernachlässigten und unterbewerteten Themen innerhalb der zeitgenössischen Grafikdesign-Szene. Im vierten Teil der Serie haben wir uns mit Yah-Leng Yu (YY), Leiterin des Studios Foreign Policy in Singapur, und Erika Barbieri (EB), Kreativdirektorin des Studios Olssøn Barbieri in Oslo, über die finanziellen Aspekte bei der Führung eines kleinen Kreativunternehmens unterhalten.

Als führendes Papierunternehmen in Europa und der Welt außerhalb der USA vertreibt Antalis eine Vielzahl branchenführender, weltweit erhältlicher Papiere, die wir kennen und lieben, wie Olin, Conqueror®, Curious Collection und Cocoon®. Mit Antalis Creative Power, der Initiative für kreative Papiere, sucht das Unternehmen weit und breit nach den Zutaten für eine denkwürdige Kreation. Es veröffentlicht eine Reihe von detaillierten Artikeln zu Themen, die von der „Wissenschaft der Kreativität“ bis zur Design-Ikone Dieter Rams reichen. In Fortsetzung der Partnerschaft von The Brand Identity mit Antalis Creative Power untersucht das A Paper die oft vernachlässigten und unterbewerteten Themen innerhalb der zeitgenössischen Grafikdesign-Szene. Im vierten Teil der Serie haben wir uns mit Yah-Leng Yu (YY), Leiterin des Studios Foreign Policy in Singapur, und Erika Barbieri (EB), Kreativdirektorin des Studios Olssøn Barbieri in Oslo, über die finanziellen Aspekte bei der Führung eines kleinen Kreativunternehmens unterhalten.

Was hätten Sie gerne schon bei der Studiogründung gewusst?

EB: Dass es so etwas wie „Jetzt können wir uns ausruhen“ nicht gibt. Wenn man ein Studio betreibt, gibt es immer etwas zu basteln, zu lernen oder durchzugehen. Alles verändert sich ständig. Das gilt für das Leben und für ein Unternehmen gleichermaßen. Es ist wichtig, sich neue Ziele zu setzen und in Bewegung zu bleiben.

 

Wie organisieren Sie Ihre Finanzen und wie behalten Sie den Überblick?

YY: Zurzeit haben wir einen Buchhalter, der uns hilft, die Einnahmen und Ausgaben im Auge zu behalten. Ehrlich gesagt, habe ich die Finanzen nicht so gut im Griff wie ich sollte. Mein Partner und ich wollen uns monatlich zur Prüfung der Zahlen treffen, soweit wir das schaffen. Normalerweise schaut er viel mehr auf die Zahlen als ich. Ich denke, diese enge Beziehung zu den Zahlen ist der Schlüssel zur Führung eines Studios, denn sie sensibilisiert uns für unsere Kosten sowie für die Art und Weise, wie wir mit Projekten und Mitarbeiterzahlen umgehen sollten. Zum Beispiel, ob ein Projekt mit einem schlanken Team durchgeführt werden sollte oder ob wir es uns leisten können, ein größeres Team dafür zu engagieren. Oder wie viel mehr wir verdienen müssen, um den Monat oder das Quartal zu überstehen usw. Vielleicht auch, ob wir mit unseren Mitarbeitern einen Ausflug machen können. Wir erhalten so einen Eindruck, wie viel wir für neue Projekte berechnen oder wie viele Projekte wir pro Quartal abschließen sollten und ähnliche Dinge mehr.

EB: Jedes Jahr machen wir einen Finanzplan mit all unseren Ausgaben, damit wir sehen, wie viel wir jeden Monat brauchen. So wissen wir, wie es uns finanziell geht und können entsprechend agieren. Damit können wir entscheiden, wann wir einem interessanten Projekt, für das wir aber vielleicht nur ein kleines Budget zur Verfügung haben, zustimmen können und wann wir uns vielmehr auf die Kontaktaufnahme mit potenziellen Kunden konzentrieren müssen.

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Die Identität für den singapurischen Immobilienmakler Figment, von Foreign Policy

 

Wie finden Sie heraus, wie viel Sie für ein Projekt verlangen können? Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Sie falsch kalkuliert haben?

YY: Aufgrund unserer Erfahrung können wir die Kosten abschätzen, sei es in Form von Arbeitsstunden oder Bürokosten, andererseits aber auch den potenziellen Gewinn. Ja, manchmal machen wir etwas falsch, weil wir eine bestimmte Aufgabe oder ein Projekt zum Beispiel unterschätzen. Manchmal können wir das Problem aber beheben, wenn der Kunde Verständnis aufbringt und uns erlaubt, die zusätzliche Arbeit in Rechnung zu stellen. Da der Vertrag bereits unterzeichnet ist, müssen wir uns jedoch in den meisten Fällen daran halten und das Projekt im Rahmen dieses Budgets durchführen. Am Ende ist die Erfahrung jedenfalls der Schlüssel.

EB: Wir sind eine Kreativagentur und bieten einen wertebasierten Service an. (In ‚Brutally Honest‘ von Emily Cohen und Chris Do finden sich großartige Ratschläge, wie man ein kreatives Unternehmen führt und wie man ein Budget erstellt.)

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Kunden wissen, wie viel sie für ein Projekt ausgeben können. Also versuchen wir, so viel wie möglich zuzuhören und eventuell auch zu fragen, welches Budget für das Projekt vorgesehen ist. Wir bekommen nicht immer eine klare Antwort, aber es ist immer eine gute Möglichkeit, ein Gespräch über die Kosten zu beginnen und zu zeigen, dass wir für Diskussionen offen sind.

Falsch kalkuliert? Ja klar, manchmal fragen wir uns, ob wir nicht für ein Projekt ausgewählt wurden, weil wir zu viel oder zu wenig verlangt haben – auch das kann passieren! Dann ist es oft besser, die Sache auf sich beruhen zu lassen und zu versuchen, für die Zukunft daraus zu lernen. Man sagt ja, um 1 Job zu bekommen, muss man sich für 10 bewerben.

 

TBI-TheAPaper-Website-3.jpgDie Verpackung von Olssøn Barbieri für den alkoholfreien norwegischen Wein Ambijus.

Haben Sie schon einmal ein Projekt in Angriff genommen, das Sie aus finanziellen Gründen gar nicht machen wollten?

YY: Ja, manchmal müssen wir solche Projekte machen. Aber es muss auch für uns einen Sinn haben. Wenn es emotional belastend und mental anstrengend ist und das Geld das nicht wirklich ausgleicht, dann machen wir es trotzdem nicht. Wir haben im Laufe der Jahre gelernt, die verräterischen Anzeichen solcher Projekte zu erkennen.

EB: Es kommt selten vor, dass wir mit einem Projekt konfrontiert werden, das wir nicht wollen. Im Laufe der Jahre haben wir aber gelernt, an einigen roten Warnlämpchen zu erkennen, dass es sich um einen schwierigen Kunden handeln könnte. Es sind meist die Kunden, die unsere Vision nicht teilen.

Wir sind der Meinung, dass man klar verdeutlichen muss, woran man glaubt, um die gewünschte Art an Arbeit zu erhalten. Wir wollen nicht hinnehmen, dass die Arbeit, die man gerne macht, nicht immer unsere Rechnungen bezahlt – auch wenn das manchmal stimmt. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen inspirierender kreativer Arbeit und der finanziellen Gesundheit des Studios zu finden. Man kann das eine kann nicht um den Preis des anderen haben.

 

Welches größte finanzielle Risiko sind Sie eingegangen?

YY: Ich denke, das war der Umzug in ein größeres Büro. Dabei haben wir auch beschlossen, einige Mittel in die Innenausstattung und die Arbeitsplatzfunktionen zu investieren. Die Renovierungskosten lagen irgendwo im hohen fünfstelligen Bereich, was für einen kleinen Laden wie unseren enorm viel ist.

 

Was war das schwierigste geschäftliche Gespräch, das Sie miteinander geführt haben?

YY: Jemanden zu entlassen.

EB: Unsere Rollen im Studio. Nach einigen Jahren des Studiobetriebs fühlten wir uns unsicher über unseren nächsten Schritt. Wir begannen, uns Gedanken darüber zu machen, welche Person und welche Rolle wir für das Wachstum unseres Studios brauchten: Ein weiterer Designer, ein Projektleiter oder ein Geschäftsführer? Wir sind beide Designer und wollten das nicht aufgeben. Wir haben uns beraten lassen und eine Personalvermittlungsagentur damit beauftragt, uns bei der Suche nach der richtigen Person zu helfen. Dabei haben wir gelernt, dass wir selbst das Studio sind und die Verantwortung tragen sollten. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, ein kreativ geführtes Studio zu sein: Henrik ist der Geschäftsführer von Olssøn Barbieri, und Erika ist die Kreativchefin.

Wir glauben, dass heute auch größere Kunden offener für die Zusammenarbeit mit kreativ geführten Studios sind, obwohl sie an die Struktur einer Werbeagentur gewöhnt sind. Nichts geht in der Umsetzung verloren, und die Arbeit steht im Mittelpunkt unserer Studiopraxis. Wir leben in einer Zeit, in der unsere Vorstellung von Wachstum immer noch eng mit dem kapitalistischen Modell verbunden ist, das auf unendlichem Wirtschaftswachstum und Vorherrschaft beruht. Obwohl wir ein gesundes Unternehmen brauchen, glauben wir, dass unser Schwerpunkt darin liegen sollte, die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft zu fördern. Wir haben die Entscheidung getroffen, ein kleines und ehrgeiziges Studio zu sein, in dem die Arbeit im Mittelpunkt steht, und hoffen, dass unsere Leidenschaft uns die Vision und die Arbeit liefert, die wir für unser Überleben brauchen.

Wir sind gerade von unserem Urlaub in Italien zurückgekommen, wo wir die Triennale di Milano besucht haben und ‚Enzo Mari kuratiert von Hans Ulrich Obrist‘ gesehen haben. Er erinnert auf großartige Weise daran, wie ein kritischer und ethischer Ansatz beim Design Schönheit und Wandel schaffen kann.

 

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der sein eigenes Design-Unternehmen gründen möchte?

YY: Sicherzustellen, dass derjenige entweder finanziell oder geschäftlich kompetent ist. Falls nicht, sollte man sich einen Partner suchen, der es ist. Ein Designstudio ist keine Kunstaktion oder Spaßveranstaltung, sondern ein echtes Unternehmen. Wenn man weiterhin interessante Projekte machen will, weil man sie gerne macht, ist finanzielle Gesundheit sehr, sehr wichtig. Man möchte auch in der Lage sein, bestimmte Projekte abzulehnen und stattdessen an denen zu arbeiten, die einem gefallen.

EB: Es auf die eigene Art und Weise zu machen. Es ist kein Geheimnis, dass Kreativschaffende wahrscheinlich nicht so gut wissen, wie man ein Unternehmen führt, und daher ein wenig Nachholbedarf haben. Trotzdem kann man mit Ausdauer, Motivation, Netzwerk und Talent sehr viel erreichen. Es ist wichtig, sich selbst klarzumachen, was man gut kann.

Man sollte sich mit Menschen umgeben, die einen dazu motivieren, nach den Sternen zu greifen.

Und am Anfang, noch bevor der Unternehmensgründer herausgefunden hat, wie man ein unangenehmes Kundengespräch führt, sollte er sich den Namen für eine Buchhalterin ausdenken, ihr eine E-Mail schreiben und sie beauftragen, die Dinge für ihn zu regeln. :)

 

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